Die Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit.

  • Erstellt von Dr. med. Andres Bircher

Nach den Sushruta-Texten der ayurvedischen Medizin behandelte man in Indien bereits um 1500 vor Christus Morgenübelkeit und ungewöhnliche Esssucht während der Schwangerschaft durch vegetarische Diät und Heilpflanzen.

Jedem Stadium der Schwangerschaft ordnete man eine besondere Ernährung zu und pflegte den seelischen und körperlichen Zustand schwangerer Frauen nach bestem Wissen und Gewissen. Von gewissen Lebensmitteln riet man schon damals dringend ab, da sie eine Fehl- oder Frühgeburt verursachen können. 

Die Ärzte der griechischen Antike standen in Konkurrenz zu Asklepios, dem Sohn des Apollon, denn die Menschen schenkten mehr Vertrauen in dessen Fähigkeiten als den Ärzten. Doch war der geniale Arzt Hippokrates von Kos unerschrocken. Er war ein grosser Pionier, der die medizinische Wissenschaft bis in die Neuheit prägte. Im 5. Jahrhundert vor Christus trat er mit der Botschaft an die Öffentlichkeit, dass Krankheiten eine natürliche, organische Ursache haben und nicht von Göttern, sondern von Menschen, von Ärzten, geheilt werden können. Er kannte die Anatomie des menschlichen Körpers schon recht gut und erkannte den direkten Zusammenhang zwischen der Ernährungs- und Lebensweise und der körperlichen und geistigen Verfassung und Konstitution seiner Patienten. Die Botschaft von Hippokrates war auch eine Kampfansage an die Götter und so galt Asklepios, der Gott des Heilens, als stärkster Rivale für Hippokrates und seine Schüler. In Asklepios Heiligtum gab es Brunnen mit Schlangen, mit denen Krankheiten ausgetrieben wurden. Noch heute gilt eine Schlange, die einen Stab umzingelt, als Symbol medizinischer Heilkunst. Die Römer nannten ihn Aesculap. In Scharen pilgerten Kranke und Gebrechliche zu seinen Heiligtümern in Epidauros auf dem Peloponnes, nach Pergamon und nach Kos, wo heute das Asklepios-Heiligtum als Sehenswürdigkeit zu sehen ist.
Die Kranken setzten besondere Hoffnung in die «Inkubation», was damals bedeutete, dass man sich zu einem «Tempelschlaf» niederlegte: Man verbrachte eine Nacht in einem speziellen Raum des Heiligtums. Asklepios befreite die Kranken angeblich entweder noch in derselben Nacht von ihrer Krankheit oder er erschien ihnen im Traum und gab ihnen Ratschläge, die man am anderen Morgen mit den Priestern des Tempels besprach. Um 300 v. Christus soll Heraeus das Asklepios-Heiligtum von Epidauros aufgesucht haben, da auf seinem Kopf kein Haar wuchs. Während er im Tempel schlief, salbte ihn Asklepios mit einem Heilmittel und das Haar soll wieder gewachsen sein. Kleo soll 5 Jahre lang schwanger gewesen sein, ohne dass es zur Geburt kam. „Da schlief sie im Tempel des Asklepios und sobald sie das Heiligtum verlassen hatte, soll sie einen fünfjährigen Sohn geboren haben, der sich selbst an einer Quelle wusch und mit der Mutter zu Fuss nach Hause ging. Natürlich zweifelten manche Menschen an der Wahrheit solcher Geschichten und an Asklepios Heilkunst, so auch Ambrosia aus Athen, die an einem Auge blind war. Doch soll ihr Asklepios im Traum erschienen sein und sie geheilt haben, unter der Bedingung, dass sie ihm als Zeichen ihrer Dummheit im Tempel ein silbernes Schwein aufstellte. Im alten Griechenland zirkulierten viele solche Geschichten über Wunderheilungen und man wusste nicht um deren Wahrheit. Auch um zum Stillen zirkulierten Mythen und Geschichten von Kindern, die durch die Milch eines wilden Tieres zu bedeutenden Männern geworden sind. Wohl hatte das Ambiente des Heiligtums, die Nähe zum Gott Asklepios und gewisse Rituale, die dem Kranken zeigten, dass er mit seinem Leiden ernst genommen wird, bedeutende Wirkungen.

Für Hippokrates hatten Krankheiten und deren Heilung nichts mit Göttern zu tun. Der Arzt war gefordert, jeden Krankheitsfall genau zu analysieren, um zu einer Diagnose, Therapie und Prognose zu gelangen. Anschließend kam alles darauf an, die richtige Medizin und die richtige Therapie zu verordnen. Hippokrates lehrte den Patienten und seinen Schülern, dass der Organismus von sich aus wieder gesund werden will und dass die Aufgabe des Arztes und des Patienten selbst darin besteht, die Heilungsanstrengungen und die Heilungskraft zu unterstützen.

Der Begriff «Diaita (δίαιτα)» bezog sich nicht nur auf eine heilende Nahrung, sondern auf die ganze Lebensordnung. Hippokrates Schüler lehrten den Patienten eine umfassende Pflege der Gesundheit und Behandlung von Krankheiten, auch in der Schwangerschaft, durch eine heilende Ernährung, durch richtiges Trinken, richtiges sich Bewegen und Baden, durch eine neue, umfassende Lebensordnung. Die Diät bestand in erster Linie aus frischem Obst und Rohgemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornbrot, Fisch und etwas Käse. Damit hatte Hippokrates als erster die zentrale Bedeutung einer lebendigen Frischkost für die Gesundheit erkannt. Obschon er bereits Acetylsalicylsäure (Aspirin) aus der Weidenrinde isolierte und gegen Schmerzen einsetzte, lehrte er seinen Schülern und Patienten seinen berühmten Satz: „Unsere Nahrungsmittel sollen Heilmittel – und unsere Heilmittel sollen Nahrungsmittel sein.“ Auch den Ärzten und gelehrten des Mittelalters war die Bedeutung der Ernährung während einer Schwangerschaft und Stillzeit für die Mutter und die Entwicklung des Kindes bewusst. Sie bezogen diese Erkenntnisse aus Schriften von Gelehrten des 5. bis 7. Jahrhunderts aus Bizanz, der Hauptstadt des oströmischen Reiches, die von Ärzten wie Oribasius, Aëtios von Amida, und Paulos von Aigina verfasst worden waren. Doch ging es in diesen Schriften vor allem darum, Komplikationen der Schwangerschaft zu meistern.

In der modernen Medizin herrschte bis vor 40 Jahren unter den Ärzten viel Unkenntnis. Die Meisten rieten den Frauen, sich weiterhin so zu ernähren, wie sie es sich gewohnt waren und vertraten die Meinung, dass etwas Alkohol und mässiges Rauchen nicht schädlich seien. Erst in neuester Zeit wurde die enorme Bedeutung gesunder Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit erkannt.

Vom 19. Bis 21.Januar findet unser Seminar: « Frauenleiden, den Wechseljahren und die Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit statt. Viele Frauen leiden still vor sich hin. In diesem Intensivseminar erklären wir die Ursachen der Frauenleiden, der Menstruationsbeschwerden, Zyklusstörungen, Infertilität, Endometriose, Menopausenbeschwerden, bis hin zu Krebs und neue, natürliche Wege zu einer wirksamen Therapie auf der Basis neuester wissenschaftlicher Evidenz. Wir erklären die natürliche Empfängnisregelung, die moderne Ernährung und weitere natürliche Wege für eine gesunde Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit. Unser Seminar und das Handbuch Nr. 15  ist für Frauen, welche nach der besten, natürlichen und auf wissenschaftlicher Evidenz basierenden Ernährung für ihre Schwangerschaft und Stillzeit suchen, nach einer Ernährung, welche Beschwerden und Komplikationen während der Schwangerschaft wirksam verhindert, welche dem Kind für seine Entwicklung und sein späteres Erwachsensein optimale Bedingungen schafft und welche dafür geeignet ist, für die Gesundheit der Mutter und die Rückbildung optimale Bedingungen zu schaffen. Ein Seminar, das sich für jede Frau lohnt und für jeden Mann, der Frauen besser verstehen möchte.
 

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