Wenn Knochen brüchig werden

Dr.med. Andres Bircher
Im Jahr 2000 litten weltweit 200 Millionen Menschen an Osteoporose, 44 Millionen allein in den USA. In der EU erlitten damals 3,79 Millionen Frauen nach der Menopause einen oder mehrere Knochenbrüche.

1990 zählte man weltweit 1,7 Millionen Schenkelhalsbrüche. Man schätzt, dass es bis im Jahr 2025 jährlich 2,5 Millionen sein werden und dass sich die Zahl solcher Knochenbrüche von 1998 bis 2050 verdoppeln wird. Osteoporose ist nur in Ländern derart verbreitet, in denen westliche „Zivilisation“ herrscht. In Deutschland diagnostizierte man im Jahr 2003 bei 39% aller über  50 jährigen  Frauen und  9,7% der Männer eine behandlungsbedürftige Osteoporose. 2009 gab es 885‘000 Neuerkrankungen, wovon viele zum Teil bereits einen oder mehrere Knochenbrüche erlitten hatten. Am häufigsten brechen die Rippen, gefolgt von den Lendenwirbeln oder dem Becken, einer Schulter oder einem Oberarm, einem Unterarm nahe am Handgelenk, einem Schenkelhals und am seltensten ein Unterschenkel oder das Sprunggelenk.  Wer an Osteoporose leidet riskiert mindestens einen Knochenbruch innerhalb der nächsten vier Jahre. Das Risiko, an Osteoporose zu erkranken, hängt ab von der Ernährung und dem Lebensstil. Im Jahr 2007 meldete man in Europa 620‘000 Schenkelhalsbrüche, in Südostasien 221‘000, im östlichen Mittelmeergebiet 35‘000 und in Afrika, wo die meisten Menschen südlich des Äquators nahezu vegan leben, 8000.

Im Jahr 1961 hatte die WHO eine Empfehlung zum vermehrten Verzehr von Milchprodukten erlassen. Danach wurde die Osteoporose viel häufiger. In mehreren gross angelegten epidemiologischen Studien wurde denn auch gezeigt, dass die Osteoporose in Gebieten mit hohem Konsum von Milchprodukten, Käse und Fleisch, wie etwa der Normandie oder der Schweiz, viel verbreiteter ist, als in Gebieten, wo die Nahrung viel Obst, Gemüse und Getreide enthält. Täglicher Alkohol, auch in geringer Menge, vermindert die Knochendichte bei Menschen beiden Geschlechts. Mittels Szintigraphie wurde nachgewiesen, dass das Calcium aus Milchprodukten wesentlich weniger gut in die Knochen eingebaut wird, als Calcium aus Gemüsen. Milliarden fliessen in Calciumpräparate, obschon deren Unwirksamkeit mehrfach nachgewiesen worden ist. Dagegen zeigte ein hoher Magnesiumgehalt der Nahrung und Vitamin D für die Wintermonate positive Wirkung. Entscheidend für die Knochendichte im späteren Leben ist der Aufbau einer hohen Knochendichte in der Kindheit und Adoleszenz. Grazile, hellhaarige Menschen sind gefährdeter. Bei Schwangeren und Kindern, die in der Nähe von Fast-Food-Läden wohnen, hat man eine deutlich verminderte Knochendichte gemessen, während viel Obst und Gemüse und reichliche Bewegung die Knochendichte stark verbessert.

Ein Knochenmassenverlust über die Wechseljahre ist normal. Vegetarierinnen verlieren im Mittel 27% ihrer Knochenmasse, Frauen, die auch Fleisch essen 44%. Ob dies gefährlich ist, hängt von der Reserve aus der Jugendzeit ab. Erst seit 30 Jahren wird die Bedeutung der Ernährung für die Verhütung der Osteoporose umfassender erforscht. Man hat erkannt, dass gesättigte Fette, Fleisch und Milchprodukte reduziert werden müssen und dass die Vitamine und Spurenelemente in der Nahrung in idealem Verhältnis und in maximaler Bioverfügbarkeit vorhanden sein müssen. Dies ist nur mit pflanzlicher Nahrung möglich. Inzwischen hat man auch die grosse Bedeutung der essentiellen, mehrfach ungesättigten Ölsäuren erkannt, so besonders der Omega-3 Fettsäuren, zur Verhütung der Osteoporose und seit kurzem auch der bioaktiven sekundären Pflanzenstoffe (Phytochemicals), der Phytoöstrogene und Polyphenole der Aussenschichten der Früchte und Gemüse. Man hat nachgewiesen, dass die Isoflavone (IF), und Fructooligosaccharide(FOS) der vegetabilen Frischkost die Knochendichte stark verbessern und dass  eine fermentierende, die Fäulnisbakterien bekämpfende Darmflora, wie sie nur durch eine vegetabile Frischkost entstehen kann, die Calciumresorption verstärkt, indem die Dickdarmbakterien Ballaststoffe zu kurzkettigen Fettsäuren abbauen. Diese verbessern nicht nur die Knochenmassendichte (BMD), sondern sie verhüten auch den Darmkrebs. Ein gutes, tägliches Körpertraining verstärkt die Knochendichte. Man hat nachgewiesen, dass dessen Wirkung auf die Knochen durch eine hohe Zufuhr an Isoflavonoiden aus pflanzlicher Frischkost zudem deutlich verstärkt wird.

Unsere Knochen sind ein architektonisches Meisterwerk. Ähnlich den Rippen in den Gewölben und Türmen gotischer Kathedralen werden die Knochenbälkchen in statisch optimaler Form und Anordnung aufgebaut und den Anforderungen laufend angepasst, in einer Weise, die bei minimalem Knochengewicht maximale Stabilität gewährt. Form und Anordnung der Knochenbälkchen werden nicht durch das Calcium, sondern durch den Auf- und Umbau des bindegewebigen Knochengerüstes bestimmt. Die Knochen sind von der Grundsubstanz (Matrix) des Grundregulationssystems der Zwischenzellsubstanz durchdrungen. Calciumpräparate sind unwirksam, da ein mangelhaft aufgebautes Knochengerüst nicht genug Kalk einlagern kann, da die Grundsubstanz seines Bindegewebes mit organischen Säuren und degenerativen Eiweissen (Amyloiden) aus täglich sinnlos und im Übermass zugeführter Nahrung verlagert ist, mit denen der Stoffwechsel nicht fertig wird. So bilden sich zu wenige und verplumpte Knochenbälkchen, die nicht in der Lage sind, die Mineralstoffe korrekt einzulagern, um Stabilität zu verleihen. Eine Ernährung mit viel vegetabiler Frischkost, tägliche Besonnung während beidseits täglich 20 Minuten ohne Sonnenkreme und eine geordnete Lebensweise mit genug Vormitternachtsschlaf und viel Bewegung kann die Osteoporose zuverlässig verhüten: Ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:
Bitten Sie Ihren Hausarzt um eine Kontrolle des Vitamin D-Spiegels. Ein hochnormaler Vitamin D - Spiegel ist auch ganz wichtig zur Regulation des Immunsystems und zur Bekämpfung von Krebs und Autoimmunkrankheiten. Nehmen Sie Vitamin D täglich mit zwei Esslöffeln Leinöl ein. Ernähren Sie sich mit vegetabiler Frischkost und ersetzen Sie Alkohol und Phosphathaltige Cola-Getränke durch Mineralwasser, Fruchtsäfte und Gesundheitstees.

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