D I E H I S T A M I N I N T O L E R A N Z

  • Erstellt von Dr.med. Andres Bircher

Menschen mit Histaminintoleranz sind in ihrem Leben schwer behindert durch Anfälle von Kopfschmerzen, Migräne, Anfälle von Atemnot durch Asthma bronchiale, Kreislaufzusammenbrüche durch Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen und ausgeprägte Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhoe).

Auslösend wirken histaminhaltige Nahrungsmittel, wie geräucherter Fisch, Fischprodukte und -konserven, Salami, Schinken, Innereien, Meeresfrüchte, gereifter Käse (je ausgereifter desto höher sein Histamingehalt), Sauerkraut, Spinat, Bier, Essig und essighaltige Produkte wie Senf und in Essig gelagerte Gemüse, Rotwein, französischer Champagner (da er auch Rotwein enthält), Pilze, Schimmelpilze in gewissen Käsesorten, Tomaten, Pizza, Ketchup, Schokolade, Ananas, Papajas und Nüsse. Gewisse Zusatzstoffe der Nahrungsmittelindustrie verstärken die Freisetzung von Histamin im Körper. Wird Alkohol in irgendeiner Form zu histaminhaltiger Nahrung getrunken, so können bisweilen gefährliche Reaktionen auftreten, denn Alkohol erhöht die Durchlässigkeit der Zellmembranen.

Gewissen Medikamenten verzögern den Histaminabbau und lösen dadurch schwere Reaktionen aus, so besonders die Schmerz- und Rheumamittel Mefenacid, Diclofenac, Indometacin und Acetylsalicylsäure (Aspirin). Fenbrufen, Lefamisol und Iboprufen werden dagegen vertragen. Röntgenkontrastmittel setzen Histamin frei und können darum sehr gefährlich sein.

Histaminintoleranz ist keine Allergie, sondern ein Mangel an zwei das Histamin abbauenden Enzymen: Diaminoxidase und Histamin-N-Methyltransferase. Dieser Mangel ist nicht angeboren. Er ist erworben und trifft heute in Europa jeden hundertsten Menschen, zu 80% Frauen. Die Wissenschaftler betrachten die Histaminintoleranz als Begleiterscheinung bei Unverträglichkeiten oder Allergien auf andere Bestandteile von Nahrungsmitteln. Diese entstehen durch die allgemein verbreitete Fehlernährung mit viel Zucker, Weissmehl, Fleisch, tierischem Fett, Milchprodukten, Reizmitteln und Alkohol. Dabei entsteht eine ausgeprägte Fehlbesiedlung des Darmes mit toxinbildenden anaeroben Bakterien und Pilzen und zunemender Schädigung der Barrierenfunktion der Darmschleimhaut.

Zur Diagnose bestimmt man den Histaminspiegel und die Diaminoxydase im Blut. Dies wiederholt man nach 2 Wochen  nach strikt histaminfreier Diät. Liegt eine Histaminintoleranz vor, so bessern sich die Symptome beträchtlich, sinkt der Histaminspiegel um mindestens die Hälfte und steigt der Blutspiegel des Enzyms Diaminoxdase deutlich an. Ein Provokationstest mit Histamin ist nicht möglich, denn er würde lebensbedrohliche Reaktionen auslösen.

Das Weglassen aller histaminhaltigen Nahrungsmittel reduziert das Leiden, schränkt aber die Patienten lebenslang stark ein und bewirkt keine Heilung des Problems. Zuverlässig und dauerhaft heilbar ist die Histaminintoleranz jedoch durch eine konsequente diätetische Sanierung der Ursachen: des gestörten Milieus und der Fehlbesiedlung des Darmes mit krankmachenden Keimen. Nach allergologischer Austestung der IgG4 Antikörper an 264 Nahrungsmitteln, führen wir eine individuell auf jede Patientin angepasste, anfangs strikt histaminfreie, fein aufgeschlossene Rohkostdiät durch, beginnend mit Frischsäften und Pflanzenmilch, Viele Menschen reagieren heute auf Milchproteine, Backhefe und Weizen negativ. Wegen der industriellen Verarbeitung der Milch vertragen die Patienten heute meist auch keine Zugabe von Buttermilch und Sauermilch, Quark und Joghurt, welche an sich für die Korrektur der Darmflora geeignet wären.  Nach 2 Monaten Diät können die Blutwerte von  Histamin und Diaminoxydase erneut bestimmt werden. Haben sich diese normalisiert, so sollen unter sorgsamer Beobachtung die histaminhaltigen Nahrungsmittel der vegetabilen Frischkost nach und nach einzeln zugegeben werden. Dann dürfen zu maximal 1/3 vegane, schonend gekochte Nahrung zugegeben werden. Eine Zugabe von Vitamin B 6 fördert zudem die körpereigene Synthese der Diaminoxydase. Hand in Hand mit dem Ausheilen der enteralen Fehlbesiedlung heilt dieser Weg die Histaminintoleranz zuverlässig und dauerhaft aus. Er ist im Bircher-Benner Handbuch Nr. 14 für Magen- und Darmkrankheiten sorgsam beschrieben, ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:

Schützen Sie sich frühzeitig. Reduzieren Sie die tierische Nahrung, meiden Sie industriell verkünstelte Nahrungsmittel und Alkohol. Reduzieren Sie den Kaffekonsum. Beginnen Sie jede Mahlzeit mit Obst und Nüssen, gefolgt von vegetabiler Frischkost (Rohkost) und 1/3 schonend gekochter Nahrung.

P.S.: Das Bircher-Benner Handbuch Nr. 14 ist in jeder Buchhandlung erhältlich. Es kann auch über ein Bestellfenster auf unserer Webseite unter Edition Bircher-Benner bestellt werden, welche auch unsere anderen Bücher anzeigt. Falls Sie es auf Englisch bestellen möchten, finden Sie es, nachdem sie die Sprache der Webseite auf Englisch wechseln ebenfalls unter Edition Bircher-Benner.