Mehr als nur Blase

Dr. med. Andres Bircher
Noch kann ich warten, noch hab ich etwas Zeit. Nein, doch nicht, wie nur komme ich da hinaus. Peinlich kann das werden, wenn ich nicht rechtzeitig dort bin; nur bloss nicht niesen, bloss jetzt nicht.

Lästig immer, wenn ich nicht halten kann, bei jedem Hüsteln etwas abgeht; ich fühle mich unsauber und wund. Es brennt; fürchterlich, dieser Druck, diese Spannung ständig, diese Schwere, die in die Beine geht, mühselig schiebe ich ein Bein vor das andere. Ich fühle mich unfrei, nicht leer, kann nie lockerlassen, meinen Atem nie gehen lassen, nicht ausatmen, mich nicht entspannen. Keine Libido hab ich mehr, die Erwartungen meines Partners quälen mich, belasten unser Vertrauen. Kaum mag er darüber reden, warum er nicht kann, nicht mag. Fast nie kann ich’s halten, komme immer zu früh, Enttäuschung überschattet unsere Beziehung. Ich genüge nicht, bin alt geworden. Mühselig entleert sie sich, stotternd, lästig tröpfelnd, ich habe nicht die Zeit dazu. Kaum habe ich kalte Füsse, so geht’s wieder los: lästiges Drängen verfolgt mich, verdirbt mir meinen Alltag, meine Freude zu sein: so kann ich nicht mehr hingehen, am alltäglichsten nicht teilnehmen, so lange nicht stillsitzen.

So vielfältig sind die Beschwerden, mit welchen die Blase sich meldet. Schon bin ich‘s fast gewöhnt. Nurkurz wirkten Medikamente, nur vorübergehend halfen sie. Eindrücklich zeigt die Vielfalt der Blasenbeschwerden, dass die Harnblase mehr als nur ein Behälter, um das Harn lassen etwas aufschieben. Von den Ganglien des Sympathikus die wie kleine Gehirne funktionieren, vom Beckengeflecht des vegetativen Nervensystems gesteuert, schwingt die Funktion der Harnblase in der Rhythmizität  der alltäglichen Funktionen unseres minuziös geregelten Organismus mit, die wir zu sehr für selbstverständlich halten: Tragen wir ihnen Sorge. Mit unseren Lungen atmen wir ein, mit unserer Blase atmen wir aus, entspannen wir uns, legen wir uns zum Schlaf. Achten Sie auf Ihre Blase, halten Sie sie nicht unnötig an, sonst greifen Sie unheilvoll in Ihre autonomen Rhythmen ein. Gönnen Sie sich Wärme, gute Bekleidung Ihrer Beine, Ihrer Füsse. Unternehmen Sie lange Spaziergänge, Wanderungen, halten Sie sich warm und regen Sie sich täglich zu innerer Wärme an, mit kalten Güssen, ganz kurz und liebevoll. Vergessen Sie nicht, dass Blase, Harnröhre, Nieren, Gebärmutter und Prostata eine funktionelle Einheit sind. Gemeinsam entstehen Sie embryonal im Becken, aus welchem zuletzt die Nieren hinauf wandern. Nur so können Sie verstehen, dass Vernarbungen von Operationen oder Geburten schwerwiegende Folgen haben können, bis hin zu Ängsten, zu Unsicherheit und Hysterie, welche Ärzte der Antike nicht zu Unrecht nach dem Organ Gebärmutter benannt haben. Bewahren Sie sich wenn immer möglich vor einer Hysterektomie, einer Gebärmutterentfernung und vor Kaiserschnitten, Prostataoperationen und Unterbindungsnarben. Der erfahrene Arzt wird Ihnen hier zu grosser Vorsicht raten, denn all diese Eingriffe hinterlassen Narben, Störfelder, die den Energien blockieren können. Dann leidet die Blase, die Libido, die Leichtigkeit und Beweglichkeit, entstehen Schmerzen im Kreuz, in den schwer gewordenen, bald durch Krampfadern verunstalteten Beinen, entsteht die Blasensenkung wegen Energielosigkeit im Becken, entstehen Blaseninfekte noch und noch. Hier ist die Neuraltherapie angezeigt und äusserst wirksam, auch zur Vermeidung von Operationen. Denken Sie auch daran, dass Kaffe, Alkohol und andere Stimulanzien uns eigentlich lähmen. Dann trinken sie oft, um deren lähmende Wirkung immer wieder  aufzuheben. Sie wirken nicht nur im Gehirn, sie wirken auch an der Blase, in der Prostata, welche ähnliche Rezeptoren besitzt, wie das zentrale Nervensystem, so dass sie gelähmt wird, die Prostata, die Gebärmutter sich vergrössert, mit Myomen verhärtet. Denken Sie an die Zellen, aus denen Ihre Nieren, Ihre Harnwege gebaut sind, denken Sie an die vegetabile Frischkost und die Vielfalt der Heilpflanzen, die wir Balsam auf Ihre Harnwege wirken: wie Goldraute, Wachholder, Bärentraube, Birke, Liebstöckel, Heuhechel, Bruchkraut, Krapp und Löwenzahn. Die die Homöopathie ist eine immaterielle, rein informative Arzneimitteltherapie in der Hand des erfahrenen Arztes kräftige wirkt. Blasenbeschwerden können in aller Regel geheilt werden, vorausgesetzt, dass auch dieses Organ als Teil des ganzen Menschen, der ganzen Persönlichkeit gesehen wird und wir bereit sind, ihr Sorge zu tragen, durch eine gesunde Ernährung und Lebensweise. Ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:
Machen Sie 3 Wochen Pause von allen Reizmitteln, von Elektronik und Medien. Legen Sie sich  zweimal täglich mit leerer Blase bequem in einen Sessel und halten so 15 Minuten Stille. Nun Legen Sie sich liebevoll die Hände auf die Augen. Vertrauen Sie Ihren Gefühlen, Ihren Empfindungen. Es kommen Bilder, Träume, innere Weisheiten, die Ihnen sagen, was demnächst für Sie richtig ist. So wie Aschenputtel in Grimms Märchen, als es gute aus schlechten Linsen aussortiert.  Ein tägliches Experiment, das sich lohnt.

Handbuch 4 | Ordnungsgesetze