Migräne ist heilbar

Dr.med. Andres Bircher
Unsäglich ist das Leid all jener, die an Migräne leiden. In der Steinzeit bohrten die Schamanen ein Loch in den Schädel der Kranken, um Dämonen zu vertreiben (Trepanation), was sich teils bis ins 17. Jahrhundert erhalten hat.

Ägyptische Ärzte rieben den Kranken Asche des Skeletts des Wels-Fisches ein. Für Hippokrates waren „Dämpfe“, die vom Magen in den Kopf aufstiegen die Ursache und er beschrieb als erster die Aura. Für Galenos stieg aggressive, gelbe Galle, in den Kopf auf. Er prägte die Bezeichnung „Hemicrania“ (halber Schädel), woraus der Begriff Migräne entstand.  Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts behandelte man die Kranken mit Tollkirsche, Brechnuss, Fingerhut, Kaliumcyanid und Quecksilber und glaubte, im Gehirn seien Phantomartige Körper vorhanden, welche Migräne, Depressionen und Geisteskrankheiten erzeugten. So ging es, bis schliesslich der englische Neuroanatom Thomas Willis 1664 mit seinem grossen Werk „Cerebri Anatom“ in Oxford den Grundstein zur modernen Neuroanatomie legte. Er prägte den Begriffe „Neurologie“ und ordnete die Migräne den neurologischen Krankheiten zu. 1884 begründete William Hepworth Thompson in Cambridge die moderne Migränetherapie, indem er den purpurroten Hahnenpilz (Mutterkorn) erfolgreich anwendete, dessen Alkaloid Ergotamin noch heute verwendet wird. Als man1980 entdeckte, dass die Wirkung des Ergotamins auf einer Stimulation des Serotoninrezeptors 5-HTIB/ID beruht, begann die Entwicklung der Triptane, die seit 1992 zur Therapie des Migräneanfalls zugelassen sind.

Die Geschichte zeigt, wie schwierig es ist, das Phänomen „Migräne“ zu verstehen. Noch heute gibt es nur Theorien: die Gefässhypothese, wonach eine pulsierende Überdehnung der Hirngefässe die Schmerz- und Dehnungsrezeptoren das Ganglion Gasseri des Trigeminusnervs reizt, was als Schmerzempfindung über den Trigeminuskern des Hirnstamms in die Grosshirnrinde geleitet wird. Dabei soll eine Überreizung des Hypothalamus die Empfindlichkeit auf Licht- und Lärm erklären. Dass im Migräneanfall ähnlich wie bei der Epilepsie, sich eine Übererregung als Streudepolarisation im Gehirn ausbreitet, die auch die Okzipitalrinde mit dem Sehzentrum und den Trigeminuskern erreicht, führte zur Übererregtheitshypothese. Die Hypothese der neurogenen Entzündung entstand, da während des Migräneanfalls aus Endigungen des Trigeminusnervs Entzündungsmediatoren ausgeschüttet werden, wie Neurokinin A, Substanz P und das Calcitonin-Gen-Related Peptid (CGRP), die eine sterile Entzündung auslösen, mit Freisetzung von Histamin aus Mastzellen, was die Gefässerweiterung und Oedembildung erklärt. Drei Gendefekte fand man bei familiärer hemiplegischer Migräne, die jedoch nur jeden zehntausendsten Kranken trifft.

Die Häufigkeit der Migräne hat in den letzten Jahrzehnten in den „zivilisierten“ Ländern massiv zugenommen. Heute leidet jeder zehnte Bewohner Deutschlands an Migräneanfällen, besonders im Alter von 25 und 45 Jahren, Frauen dreimal häufiger als Männer, und 10% der Kinder im letzten Grundschuljahr. Die jährlichen Behandlungskosten werden auf 500 Millionen und die indirekt verursachten Kosten auf 5 Milliarden Euros pro Jahr geschätzt.

Viele Migränekranke leiden an Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch  die allgemeine Fehlernährung. Sie leiden an allgemeiner Überreizung und Oxydativem Stress, durch eine Lebens- und Ernährungsweise, die den naturgegebenen Rhythmen und Bedingungen unseres biologischen Systems wiederspricht und an den Folgen von Schlafmangel, Alkohol, Kaffee, Sucht- und Reizmitteln und Medikamenten.

Zur Heilung der Migräne bedarf es einer konsequenten Rückkehr zu natürlicher Lebens- und Ernährungsweise, welche die überreizte, massiv gestörte Regulation des vegetativen und hormonellen Systems zu den naturgegebenen Bedingungen zurückführt. Durch Koffeinabstinenz können die Hirnzellen (Neurone) endlich sich wieder erholen, da kein Koffein mehr die Wirkung des Adenosins blockiert, mit dem sie sich schützen können. Durch eine natürliche Empfängnisregelung (Professor Rötzer) kann jede intelligente Frau bei gleicher Sicherheit die ständige Unterdrückung der hormonellen Regulation durch Kontrazeptiva oder Pessare vermeiden. Eine Zyklusabhängigkeit der Migräne zeigt, dass die energetische und hormonelle Regulation durch Narben von Entzündungen, Kaiserschnitten oder anderen Eingriffen gestört ist. Diese Störfelder müssen unbedingt durch die Neuraltherapie behoben werden. Gar manche schwerste Migräneanfälle mit Aura und Erbrechen haben wir durch die neuraltherapeutische Entstörung einer manchmal ganz kleinen Narbe an der Stirn, die Extraktion retinierter Weisheitszähne oder die Entstörung von Zahnherden oder Extraktionsnarben vollständig verschwinden gesehen. Meist besteht eine Fehlbesiedlung des Darms mit vielen Nahrungsmittelunverträglichkeiten, was durch eine individuell angepasste vegane Frischkostdiät nach allergologischer Austestung zuverlässig geheilt werden kann. Für den erfahrenen Arzt und seinen Patienten ist die Heilung der Migräne eine faszinierende Aufgabe, ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:
Viele Migräneanfälle sind durch Medikamente induziert. Nehmen Sie Ihr Leiden ernst. Verwenden Sie die nächsten längeren Ferien für die Heilung Ihrer Migräne unter kundiger ärztlicher Anleitung, damit Sie von den Medikamenten und ihren teils massiven Nebenwirkungen loskommen.

Handbuch 4 | Ordnungsgesetze | Vom Werden des neuen Arztes