Morbus Crohn ist heilbar

Dr.med. Andres Bircher
Der polnische Chirurg Antoni Lesniowski beschrieb 1904 diese chronisch entzündliche Darmkrankheit. 1932 wurde sie nach dem amerikanischen Arzt Burrill Bernhard Crohn benannt.

Heute leidet in den Industrieländern, bei ständiger Zunahme, jeder 500. bis 1000. Bewohner an dieser quälenden Krankheit, meist  junge Frauen und Männer zwischen 15 und 35 Jahren. Über die Ursache ist man sich nicht einig. Als unheilbare Autoimmunkrankheit betrachtet, versucht man die Symptome durch Immunsuppression einzudämmen. Dabei lassen sich Autoantikörper (p-ANCA) nur bei jedem 5. Kranken nachweisen. Die Genetik ergab widersprüchliche Resultate. Nur beim Dickdarmbefall enthält das Chromosom 8 drei Genpaare (Allele) für die Bildung natürlicher Antibiotika (b-Defensine)im Darm, nicht jedoch beim viel häufigeren Befall des Dünndarms. Dort sind dagegen bestimmte a-Defensine in den befallenen Schleimhautabschnitten vermindert, wozu eine Mutation im Gen NOD2CARD15 verantwortlich gemacht wird. Dieser Defekt soll das Erkennen von Bakterien durch die Darmschleimhautzellen erschweren.

Merkwürdig ist, dass sich die Entzündung streng auf bestimmte Bezirke beschränkt, wo gesunde und entzündete Stellen wie Pflastersteine nebeneinander liegen. Wo Entzündung herrscht, sind die Abdichtungsstellen (tight junctions) zwischen den Schleimhautzellen undicht, so dass Bakterientoxine bis zu den Blutgefässen eindringen, so dass die Epithelzellen absterben (Apoptose)und blutende Geschwüre entstehen. Immer herrscht eine Eisenmangelanämie, da die kranken Schleimhautabschnitte zu viel Haptoportin erzeugen, welches das Ferroportin hemmt, das die Eisenaufnahme bewirken sollte. Oft findet man Antikörper gegen das Mycobakterium tuberculosis Avium, welches Darmentzündungen verursachen kann, verbunden mit dem die Defensinverminderung bewirkenden Defekt im Gen NOD2CARD 15.

Meist hatten die Patienten vor Krankheitsbeginn wiederholte, oft langdauernde antibiotische Therapien und ein auffällig starkes Verlangen nach Fleisch, rezenten Gewürzen und fettigen Speisen. Die Anzahl der Bakterienstämme im Darm ist stark reduziert, als Zeichen bakterieller Fehlbesiedlung. Der Darm ist überwuchert durch anaerobe, Fäulnis produzierende Bakterienarten, wie Clostridien, Bacteroides, Bifido- Eu-, Fusobakterien, Ruminokokken und Roseburien. Diese wachsen unter Sauerstoffmangel und eiweissreicher Nahrung im Dickdarm massiv und wandern in den Dünndarm hinauf. Sie erzeugen verzweigtkettige Fettsäuren wie Isovalerian- und Isobuttersäure, Mercaptane, Indole und giftige Schwefelwasserstoffgase von jauchigem Geruch. Candidapilze produzieren Toxine mit adrenalinartiger Wirkung, so dass die Patienten zusätzlich durch Unruhe, Hitze und Herzklopfen geplagt sind. Das Vegetativum ist übererregt. So können Stress, Ängste und Traumen neue Krankheitsschübe auslösen.

Zusätzlich zu den heftigen Schmerzen, oft im rechten Unterbauch, leiden die Patienten, bis zu zehnmal täglich, an schleimig-blutigem Durchfall, der so plötzlich kommt, dass man von der Nähe einer Toilette nicht loskommt, da zu oft man den Stuhl nicht halten kann. Immense Schwäche und Gewichtsverlust bereiten Sorge und Hoffnungslosigkeit und bei jedem zweiten Kranken erzeugen die Bakterientoxine Allgemeinsymptome, wie Gelenkschmerzen, Arthritis oder Hauterscheinungen, wie Erythema nodosum,  eiternde Gangrän oder Rosacea und nicht selten eine Entzündung der Regenbogenhaut (Uveitis). Diese können manchmal den Darmsymptomen lange vorausgehen.  Vom Nachlassen der Wirkung der Medikamente und deren teils gefährlichen Nebenwirkungen enttäuscht, suchen die Patienten verzweifelt nach anderen Wegen.

Morbus Crohn ist heilbar. Er ist nach unserer Erfahrung immer die Folge massiv gestörter Lebensordnung und Fehlernährung, die zur toxischen Fehlbesiedlung des Darms geführt hat. Durch die Heilung dieser Ursache auf diätetischem Wege ist die Heilung der Krankheit in aller Regel möglich. Immer bestehen vielfältige Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Diese müssen durch IgG4-Testung sorgsam ermittelt werden. Der Diätplan muss auf jeden Patienten individuell angepasst werden, beginnend mit einer Frischsaft-Pflanzenmilchdiät, die allergologisch vertragen wird und im Darm entzündungshemmend und beruhigend wirkt und die aeroben, gesunden Bakterien der Darmflora so stark fördert, dass diese die Anaerobier möglichst rasch und vollständig verdrängen. Nach Verschwinden der Durchfälle erfolgt der weitere Diätaufbau in ganz sorgsamen Schritten, über eine pürierte vegetabile Frischkost bis schliesslich vegane, feste Nahrung vertragen wird. Die Krankheit und die diätetische Therapie ist im Bircher-Benner Handbuch Nr. 14 für Magen und Darmkranke eingehend beschrieben und erklärt. Die Heilung der Crohn’schen Krankheit ist eine dankbare Aufgabe für den kundigen Arzt und seinen Patienten, ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:
Eine antibiotische Therapie kann absolut notwendig sein. In vielen anderen Fällen lässt sie sich aber vermeiden. Fragen Sie Ihren Arzt nach Alternativen. Ernähren Sie sich vegetarisch und vollwertig. Meiden Sie industrielle Produkte und reduzieren Sie Milchprodukte auf ein Minimum an natürlichem Joghurt, Quark, Sauerrahm und Buttermilch, so Sie diese vertragen. Damit schützen Sie sich vor sehr vielen Krankheiten.

Handbuch 14  | Ordnungsgesetze