Nicht ernst genug nehmen wir die Venenleiden oder wir betrachten sie bloss mechanisch, da fast jeder davon betroffen ist. Zart und schön zeichnen sich gesunde Venen in unserer Haut ab. In wunderbarer Weise widerspiegeln sie unseren Gesundheitszustand. Venen sind komplex aufgebaute Organe, ein architektonisches Wunderwerk: Fein verflochten finden wir in den Venenwänden Muskelfasern, elastische und kollagene Fasern, und besonders um die Venenwände herum ein feines Geflecht von grauen, neurovegetativen Nervenfasern. Das innerste Drittel der Venenwand erhält Sauerstoff und Nahrung aus dem inneren Blutstrom der Vene. 2/3 der Venenwände sind von einem feinen Netzwerk aus Kapillaren versorgt, das von unzähligen kleinen Arterien und Venen gespeist wird.
Doch muss jede Substanz, die aus den Kapillaren austreten will, um die Zellen der Venenwand zu ernähren, das feine molekulare Sieb der Grundsubstanz des zarten Bindegewebes aus Proteoglykanen und Glucosaminen durchdringen. Der Zustand der Kapillaren und dieser molekularen Grundsubstanz entscheidet über gesund und Krank, entscheidet über die Ernährung und Sauerstoffversorgung der Zellen und Fasern der Venenwände, genauso, wie in den Arterien und in allen Organen unseres Körpers.
Krampfadern, Venenentzündungen und Thrombosen sind kein Zufall, keine angeborene Schwäche. Sie sind Ernährungskrankheiten.
Die in unseren „zivilisierten“ Ländern übliche Ernährung ist nicht lebendig, industriell verkünstelt und unökologisch. Mit dem massiven Übermass unserer Nahrung an Eiweissen-, gesättigten Fetten und schnellen Kohlenhydraten, weiss unser Organismus nichts anzufangen. Aminsosäuren werden zu Ketonsöuren abgebaut und die ganze Säureflut jeder Mahlzeit dringt durch die Kapillarwände hindurch in die Grundsubstanz. Die Kapillaren werden schlaff, geschlängelt und undicht. Eindrücklich zeigt die Kapillarmikroskopie schon bei jungen Europäern bei normaler Ernährung dicke Schleier von Amyloiden, von organischen Säuren und anderen Schlackenstoffen. Durch diese Einlagerungen verlieren die Venenwände ihre Elastizität und sie werden schlaff. Die Venenklappen der Verbindungsvenen, welche die oberflächlichen Venen der Beine vor dem höheren Blutdruck in den tiefen Venen schützen sollten, werden undicht. Überall da, wo dies geschehen ist, erweitern sich kleine und grosse oberflächliche Beinvenen um die Verbindungsvene herum. So entstehen Krampfadern. Wasser sammelt sich in den schweren, schmerzhaften Beinen. Es entstehen hässliche Pigmentverschiebungen. Im zweiten Stadium bleiben die Beine ständig geschwollen. Toxischer Stoffwechselschlacken erzeugen juckende Hautausschläge (Purpura Maijocchi). Im Sommer entzünden sich kranke Venen (Phlebitis) Leicht entstehen Thrombosen, da die Blutkörperchen sich nicht mehr einrollen können, mit der Gefahr einer Lungenembolie. Umheilsame Beingeschwüre gehören zum dritten Stadium der venösen Insuffizienz.
Weder Kompressionsstrümpfe, noch Medikamente können die Krankheit aufhalten. Anders jedoch eine moderne. lebendige Ernährung mit mindestens 70% Rohkostanteil, der Verzicht auf industriell verkünstelte Produkte, und die starke Reduktion der tierischen Fette und Eiweisse. Wichtig sind tägliche Spaziergänge und Kneippanwendungen. Für die Heilung im ersten Stadium setzen wir unsere Rohkostdiät während mehrerer Monate ein.
Der erfahrene Arzt kann undichte Venenklappen aufspüren und mit der Neuraltherapie behandeln. (Infiltration mit Procain). Oft gelingt es, dass die Klappen wieder dicht werden und beginnende Krampfaderkomplexe wieder verschwinden. Beinvenen können aber auch durch Störfelder im kleinen Becken (gynäkologische Narben, Geburtsnarben, Kaiserschnitt, Gebärmutterentfernung, Intrauterinpessare bzw. Prostataadenom u.a.) venös gestaut und dadurch gefährdet sein. Solche Störfelder können mit der Neuraltherapie des Beckens zuverlässig beseitigt werden. Die Prostata wird dabei wieder kleiner, der Harnfluss normal und die Beine erhalten ihre frühere Leichtigkeit. Operationsresultate dagegen sind leider meist unbefriedigend.
Die Verhütung und Therapie der Venenkrankheiten ist eine dankbare Aufgabe für den erfahrenen Arzt und seine Patienten, eine Therapie, die sich lohnt.
Tipp:
Das allabendliche Wechselfussbad: stellen Sie zwei grosse Eimer in die Dusche und einen Hocker davor. Füllen Sie den einen so warm, dass Sie es gerade noch vertragen und den anderen ganz kalt, so dass die Unterschenkel bis unter die Knie hineinpassen. 20 Sekunden warm, 20 Sekunden kalt, zwanzig Sekunden warm usw. Nach 6 Wechseln mit kalt aufhören, abtrocknen und 10 Minuten nachruhen: die Beine werden leichter, der Schlaf verbessert sich.