Von den Leiden des Herzens

Dr. med. Andres Bircher
Im innersten bedroht fühlt sich derjenige, der plötzlich von einer Herz-, Kreislaufkrankheit befallen wird. Handelt es sich doch um vitalste Funktionen unseres Seins. Oft war der Blutdruck sogar niedrig.

Dann plötzlich beginnen die Beschwerden mit einem Anstieg, meist nach anhaltender psychischer Belastung, Ärger, andauerndem Arbeitsstress oder salzreichen Speisen. Er markiert das Entgleisen der Regulation mit Schwindel, Kopfschmerzen, Eingenommensein, innerer Unruhe und Angst. Nach kurzer Untersuchung zum Ausschluss seltener Ursachen verschreibt der Hausarzt die ersten Medikamente, mit dem Hinweis, sie würden das ganze Leben nötig sein und müssten ganz zuverlässig eingenommen werden, sonst könne das gefährliche Folgen haben. Oft wirken die Blutdruckmittel anfangs rasch, man gewöhnt sich an die Regelmässigkeit und beruhigt sich etwas. Doch still schreitet die Krankheit fort. Die Dosis muss erhöht werden, neue Medikamente kommen hinzu mit Wirkungen, Nebenwirkungen und Medikamenten gegen Nebenwirkungen. Und wo bleibt die Frage nach der Ursache? Sie war kein Thema. So ging der Weg von den ersten Symptomen direkt zur medikamentösen Therapie, ohne Elimination der Ursachen. Dies ist nicht die Folge schlechten Willens, sondern die Folge eines grundlegenden „Missverständnisses“ zwischen dem aktuellen medizinischen Paradigma und der Biologie des Menschen. Die Behebung dieses Mangels im ärztlichen Denken und Handeln tut not, denn er hat prekäre Folgen:

2006 litten in den USA 81,1 Millionen Menschen, d.h. jeder vierte Einwohner an einer oder mehreren Herz-Kreislaufkrankheiten: 73,6 Millionen an hohem Blutdruck und 7,6 Millionen an koronarer Herzkrankheit (Angina pektoris). 8,5 Millionen erlitten im selben Jahr einen Herzinfarkt und weitere 8,5 Millionen Menschen starben an Folgen einer Herz-Kreislaufkrankheit. Arteriosklerose beginnt früh. Pädiatrische Studien zeigen, dass bereits Kleinkinder bei ungeeigneter Ernährung an Herzbeschwerden leiden, durch manifeste Arteriosklerose. Angiologen sprechen von einem „Eisbergphänomen“, denn 85% der arteriosklerotischen Veränderungen bleiben lange Zeit unbemerkt.

Arteriosklerose kann durch eine sachkundige vegetabile Frischkostdiät, den Verzicht auf Nikotin, Alkohol, Kaffee und andere Reizmittel und geordnete Lebensweise geheilt werden,  so lange noch keine empfindlichen Strukturen, wie etwa die Herzklappen oder wichtige Regulationszentren befallen sind. Auch in späten Stadien kann ihr Fortschreiten aufgehalten werden. Die besten Aussichten auf vollständige Heilung hat Derjenige, der klug genug ist, die Ursachen frühzeitig und konsequent anzugehen. Arteriosklerose wird wieder abgebaut und man wird durch einen allgemeinen Aufschwung der Lebens- und Widerstandskraft belohnt. Aber auch im Spätstadium lohnt sich die Umstellung, denn noch immer darf eine deutliche Besserung des Zustandes und ein neues Aufblühen der geistigen und körperlichen Kräfte erwartet werden. Blutdruck und Cholesterinspiegel normalisieren sich in wenigen Wochen und die Medikamente können unter ärztlicher Kontrolle reduziert und schliesslich abgesetzt werden.

Im Zentrum der Ursachen der Arteriosklerose, des Herzinfarkts oder Hirnschlags steht oxydativer Stress durch Reizmittel, Fehlernährung und ungeeignete Lebensweise. Sie führt zu einer Verschlackung der Matrix des zarten Bindegewebes der Arterienwände, Amyloideinlagerung und zur Oxydation des LDL-Cholesterins (ranzig werden) und damit zur Arteriosklerose. Das LDL-Cholesterin ist ganz wichtiges, gutes Cholesterin. Es ist Bestandteil des Myelins der Nervenscheiden und ganz wichtig für das Gedächtnis und für die Stabilisierung der Zellemembranen im ganzen Körper. Cholesterinsenkende Medikamente (Statine) hemmen seine Synthese. Sie gehen nicht an die Ursache, beheben nicht den Oxydativem Stress und haben ein Potential schwerster Nebenwirkungen wie Gedächtnis- und Muskelschwäche. Die vegetarische Ernährung mit mindestens 2/3 lebendiger Frischkost (Rohkost) hat ein hohes Energiepotential und ist äusserst reich an Blutdruck- und Lipidsenkenden sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen und Antioxydantien. Zuverlässig schützt sie uns vor übermässiger Bildung freier Radikale, vor oxydativem Stress, vor Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herz-, Hirnschlag und Demenz. Ein Weg, der sich lohnt.

Tipp:
Beginnen Sie jede Mahlzeit mit Obst und Nüssen. Ersetzen Sie Kaffee durch Grüntee und Pfefferminze, Alkohol durch Obstsäfte, Weissbrot durch Frischkorngerichte. Reduzieren Sie tierische Nahrung massiv und meiden Sie industriell verkünstelte Fertigprodukte. Wissenschaftliche Erklärung und praktische Anleitung finden Sie in unserem Handbuch Nr. 19 für Bluthochdruck, Herz- und Arteriosklerosekranke.

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